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Lausitz Magazin
Zeit für Veränderungen
Ausgabe 16
Winter 2020/2021
KHW_Tischler_Martin_Schröter_2022 - c Paul_Glaser
Foto: Paul_Glaser

Aus Bolivien zurück ins Unbezahlbarland

Tischlermeister Martin Schröter wagt den Neuanfang in seiner alten Heimat.
“Holz verbinde ich mit Emotionen, jedes meiner Möbelstücke erzählt eine Geschichte.” Martin Schröter ist vom Werkstoff Holz und den schier unendlichen Möglichkeiten seiner Bearbeitung und Veredelung begeistert. Der junge Tischlermeister hat sich im April mit der Tischlerei “Mond Luchs” in Niesky selbständig gemacht. Der Weg dahin führte ihn von Niesky aus über Görlitz nach Bolivien und wieder zurück in die Heimat.
Als Kind hatte Martin Schröter in der Tischlerei seines Großvaters schon frühzeitig Kontakt zum Werkstoff Holz. Bei Ferienarbeiten und bei der späteren Ausbildung zum Holzmechaniker im Waggonbau Görlitz entwickelte er dann seine Leidenschaft für diesen Beruf. “Ich mag den Geruch und das Gefühl, wenn ich diesen warmen Werkstoff in die Hand nehme.”, schwärmt der Tischlermeister. “ Ich kann dem Holz eine neue Gestalt geben und etwas Bleibendes schaffen. Das fasziniert mich. “Diese Faszination drohte jedoch während seiner Arbeit als angestellter Tischler im Waggonbau der täglichen Routine zum Opfer zu fallen. Der anstehende Zivildienst bot ihm die Chance, auszubrechen und etwas Neues zu wagen. Er leistete den Dienst in einem Kinderheim in Bolivien ab. Dort arbeitete er mit den Kindern auch mit Holz und unterstützte sie bei der Anfertigung von Armbändern und anderen kleinen Gegenständen. Nach dem Zivildienst ging es zurück in die Produktion des Waggonbaus. Lange hielt es ihn nicht in der Heimat. Vor allem die Liebe zog ihn zurück in das südamerikanische Land. In Bolivien heiratete er und wurde zum ersten Mal Vater. Drei Jahre lang arbeitete er als angestellter Tischler unter anderem auch in der Produktionsüberwachung und Qualitätskontrolle. Dann machte er sich selbstständig. “Ich wurde überrollt von Aufträgen. In nur einer Woche hatte ich den Kalender für ein ganzes Jahr voll.”, erinnert sich Martin Schröter. “Am Ende stand ich nur noch in der Werkstatt.” Da die Lebenshaltungskosten in Bolivien weit über denen in Deutschland liegen, blieb trotz harter Arbeit nicht viel Spielraum zum Leben. Auch das führte zu der Entscheidung, nach sieben Jahren in die Heimat zurückzukehren.
Nach dem Absolvieren eines Meisterlehrganges gründete er in seiner Heimatstadt die Tischlerei Mond Luchs. “Der Mond ist für uns ein vertrauter Begleiter, der sich immer wieder erneuert. Und der Luchs ein anmutiges, schlaues Tier. Ich tüftle gern an komplizierten Aufträgen, um die besten Lösungen für meine Kunden zu finden.”
Den wirtschaftliche Neustart im Landkreis Görlitz funktionierte hervorragend. Die Handwerkskammer Dresden hat ihn bei seinem Weg in die Selbständigkeit intensiv begleitet. Der Gründungszuschuss der Agentur für Arbeit konnte finanzielle Schwankungen abfedern. “Ich war überrascht über die große Nachfrage. Von Anfang an hatte ich viel zu tun”, berichtet der Firmengründer. Der ländliche Raum mit vielen Einfamilienhäusern und Gehöften könnte hierbei förderlich gewirkt haben. Hier wird Handwerk noch geschätzt. Es ist wichtig, dass es noch Menschen gibt, die handwerklich tätig sein können und individuelle Lösungen anbieten. Der Rückkehrer Martin Schröter hat den Schritt zurück in die Heimat nicht bereut. Hier fühlt er sich angekommen. Die Menschen im #Unbezahlbarland sind offen und freundlich. Eine wunderschöne Landschaft liegt direkt vor der Haustür. “Für mich war immer klar gewesen, dass ich mit meiner Familie irgendwann zurück in meine Heimatstadt möchte. Inzwischen ist auch unser zweiter Sohn geboren. Hier sehen wir nun unsere Zukunft.”