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von 01.05.2020
Givebox Niesky

 Aicko Kopke, Martin Schröter und Laura Rose (von links) bauen in Petershain zusammen die Givebox auf. Sobald es die Corona-Einschränkungen zulassen, soll sie im Nieskyer Stadtzentrum ihren Platz finden. © André Schulze

Gebrauchtes bald für Jedermann

Von Frank-Uwe Michel 4 Min. Lesedauer

Stabil soll es sein, ein bisschen bunt und viel Inhalt soll es aufnehmen können – das kleine Häuschen, das als sogenannte Givebox den Menschen in Niesky ein öffentliches Geben und Nehmen ermöglichen soll. Die Idee dazu ist schon vorhanden, und bald schon könnte sie umgesetzt werden.

Nieskyer Givebox wäre ein Novum in der Region

Laura Rose ist gebürtige Nieskyerin. Und auch, wenn sie acht Jahre nicht hier war, hat sie ihre Heimatstadt nie vergessen. Seit einiger Zeit ist sie wieder zurück. Aber gerade die Rückbesinnung an Berlin, wo sie gewohnt und gearbeitet hat, brachte sie auf einen Gedanken. „Mich haben dort die Giveboxen absolut fasziniert. In jedem Stadtteil gibt’s dort welche. Und sie werden von den Menschen sehr gut angenommen.“

Give – was? „Das sind kleine Buden, in die man gut erhaltene, nicht mehr gebrauchte Dinge legen kann. Und andere, die sich dafür interessieren, nehmen sie einfach mit. Oder legen etwas anderes hin, so dass ein reger Austausch entsteht“, erklärt die 31-Jährige, die in Kodersdorf als Erzieherin arbeitet. Während es Bücherboxen auch in der Oberlausitz schon gibt, wäre die Nieskyer Givebox ein Novum in der Region.

Stadt stellt Platz zur Verfügung, aber kein Geld

Auch Beate Hoffmann kann sich eine solche „Tauschkiste“ gut vorstellen in ihrer Stadt. „Ich finde die Idee super“, sagt die Nieskyer Oberbürgermeisterin. Allerdings müsse man erst warten, bis sich die Zeiten normalisiert hätten. Mit Corona und der damit verbundenen Ansteckungsgefahr sei das Projekt momentan nur schwer zu verwirklichen. „Aber ich denke, dass die Aktion bei unseren Bürgern gut ankommen wird.“ Die Stadt stelle den Platz zur Verfügung, finanzielle Unterstützung leisten könne sie aufgrund der angespanten Haushaltslage aber nicht.

Standort direkt neben dem Raschke-Haus

Den passenden Standort hat man offenbar schon gefunden, denn auch Eva-Maria Bergmann zeigt sich begeistert von der Idee. Nachhaltigkeit sei in der Gesellschaft ja ein großes Thema. „Wer gebrauchte Dinge weitergibt oder selbst davon profitiert, braucht sich nichts Neues zu kaufen und schont damit Ressourcen“, führt die Museumschefin den entscheidenden Vorteil an.

Direkt neben dem Raschke-Haus könnte die Givebox aufgebaut werden. „Der Standort mitten im Stadtzentum ist gut gewählt. Hier muss fast jeder vorbei, der durch Niesky geht.“ Sie selbst wolle eine Patenschaft übernehmen. Das heißt: kontrollieren, sauber machen, zuweilen auch mal etwas aussortieren.

Kindersachen, Spielzeug und Haushaltsgeräte

Eva-Maria Bergmann schätzt die Nieskyer als so ordnungsliebend ein, dass die Givebox nicht zur Müllhalde wird. „Wir müssen einfach ausprobieren, wie es läuft. Aber das Prinzip funktioniert schon in vielen anderen Städten. Ich denke, dass wir das auch hinbekommen.“ Als Inhalt könnte sie sich neben Büchern auch Kindersachen, Spielzeug und Haushaltsgeräte vorstellen – eben alles, was mal angeschafft wurde und zu Hause keine Verwendung mehr findet, trotzdem aber noch gut zu gebrauchen ist. Finden die Dinge nach zwei Wochen keinen Abnehmer, werden sie entsorgt.

Holzbude wird gebaut aus Recyclingmaterial

Laura Rose ist froh über die bisher durchweg positive Resonanz. Zusammen mit ein paar Freunden ist sie momentan dabei, die kleine Holzbude zu errichten. Zweimal 1,50 Meter groß soll sie werden – gebaut aus vorwiegend recyceltem Material.

Latten und alte Dielenbodenbretter sind schon da, hinzu kommen noch ein Fenster und eine Schiebetür. Balken, Farbe und das Plexiglas fürs Dach werden gesponsert. „Es ist schön, dass sich mehrere Nieskyer Firmen so engagieren“, sagt die Initiatorin. Auch die Tischler Martin Schröter und Aicko Kopke sind mit von der Partie. Damit bekommt das Projekt auch die so wichtige Fachkenntnis.

Eröffnungstermin steht noch nicht fest

Mit Vorfreude sieht Laura Rose dem Aufstellen der Givebox entgegen, auch wenn den Termin momentan noch keiner festlegen kann. Dann soll es vor Ort am Museum ein kleines Fest geben. Und möglicherweise zieht sie bis dahin weitere Unterstützer an Land. Denn für die Außengestaltung möchte sie am liebsten eine Kita begeistern oder eine Grundschulklasse mit einbeziehen.